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Zum Ende der Seite springen Die Legende von den Tierfängern
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Jedes Jahr verschwinden in Deutschland Hunderttausende Hunde und Katzen: Ein Fall von organisierter Kriminalität?

Im Frühjahr tut der Polizeibeamte P. etwas, was er später bitter bereut: Nach der Anzeige einer Lehrerin löst er in Breisach am Rhein Tierfänger-Alarm aus. Die Polizei der südbadischen Gemeinde warnt in einer Mitteilung vor einem Katzenfänger. Der dreiste Übeltäter - laut Augenzeugen ein groß gewachsener Deutscher mit blauen Augen und schwarzen Haaren - fange schon seit Wochen Katzen in der Umgebung ein und entführe sie in einem weißen Transporter mit Freiburger Kennzeichen, heißt es.

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Von Rainer Wehaus ---------------------------------------------------------------------------
Zweimal sei der Mann sogar von Kindern auf sein Tun angesprochen worden, was ihn aber nicht von seinen Straftaten abgehalten habe, meldet die Polizei und bittet die Bevölkerung um sachdienliche Hinweise. An Hinweisen sollte es dem Beamten P., der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, in der Folgezeit nicht mangeln. Die Warnmeldung der Breisacher Polizei sorgte in der Szene bundesweit für Aufsehen. Im Internet ist sie auf einigen jener Webseiten zu finden, die vor Tierfängern warnen. Es sind Seiten von Tierschutzorganisationen oder von Menschen, deren Haustier auf unerklärliche Weise verschwunden ist. Von diesen Betroffenen gibt es viele. In deutschen Haushalten leben knapp acht Millionen Katzen und etwa fünf Millionen Hunde. Und jedes Jahr verschwinden von ihnen laut Schätzungen über 300.000. Aber wohin? Warum sollten Tiere, denen es zu Hause gutgeht, einfach so weglaufen? Gewerbliche Tierfänger bieten sich als Erklärung an, zumal dann, wenn gleich mehrere Tiere in einem Wohngebiet verschwinden.

Fast jeder hat irgendwie schon mal davon gehört, dass Männer in Lieferwagen Hunde und Katzen von der Straße holen. Dass diese Tiere dann als Versuchstiere an Forschungseinrichtungen verkauft werden oder ihnen das Fell abgezogen wird, um es etwa Herstellern von Rheumadecken zu verkaufen. Und dass diese Männer gern im Umfeld von gewerblichen Altkleidersammlungen agieren, bei denen für ein paar Tage Plastikeimer vor die Türen gestellt werden. In diesen Eimern, raunt man sich in der Szene zu, würden die Tiere dann verschwinden. Dort seien Sexuallockstoffe drin. Hunderte solcher Geschichten kursieren im Internet und manchmal auch in den Zeitungen. Wobei auffällt, dass die Polizei in all den Jahren noch nie einen Täter dingfest machen konnte.

"Wir gehen jedem Hinweis nach", sagt ein Sprecher der Landespolizeidirektion I, die für die Landkreise rund um Stuttgart zuständig ist. "Es gibt aber keine Anhaltspunkte für professionelle Tierfänger." In den meisten Fällen würden die vermissten Tiere nach wenigen Tagen wieder auftauchen. Wenn aber ein Tier überfahren werde, könne es schon sein, dass der Besitzer nie davon erfährt. Diese Tiere würden, wenn man sie nicht einem Besitzer zuordnen kann, in der Regel von der Stadtreinigung entsorgt. Selbst der Landestierschutzverband Baden-Württemberg zweifelt inwischen gehörig an der Existenz gewerblicher Tierfänger. Jahrelang hat man Tierfreunde dazu aufgerufen, solche Fälle zu melden, um endlich einen Beweis zu finden. Vergebens. "Vermuten kann man alles Mögliche", sagt der neue Landesvorsitzende Herbert Lawo.
"Aber wir haben keine Belege dafür, dass es solche Tierfänger wirklich gibt." Was es gibt, sind gestörte Tierhasser, die Hunde oder Katzen stehlen und töten. Was es auch gibt, sind Satanisten, die bevorzugt schwarze Katzen für ihre teuflischen Rituale missbrauchen. Solche Fälle sind aktenkundig. Was es auch geben mag, sind Einzeltäter, die teure Rassetiere stehlen und sie irgendwie und irgendwo weiterverkaufen. Aber eine Tier-Mafia, die der Industrie geklaute Tiere verkauft?

"Das halte ich eher für unwahrscheinlich", sagt Lawo. Tiere von der Straße für die Forschung zu verwenden ist nicht nur verboten, sondern laut Lawo auch unsinnig. Schließlich müssten die Ergebnisse vergleichbar sein. Versuchstiere würden daher speziell für die Labors gezüchtet. Auch dass es sich lohnen könnte, deutsche Katzenfelle an Hersteller von Rheumadecken zu verkaufen, kann sich Lawo nicht vorstellen. "Solche Felle gibt es billiger aus Fernost." Zwar hat die EU ab 2009 den Import von Hunde- und Katzenfellen verboten. Doch Lawo glaubt nicht, dass sich dadurch das Töten und Häuten von Katzen hierzulande wirklich rentieren würde. Er rät daher Tierfreunden, beim Verschwinden von Hund oder Katze erst einmal andere, sehr viel wahrscheinlichere Erklärungen zu suchen. Oft seien die Tiere einfach irgendwo eingesperrt oder landeten später in einem Tierheim. Nicht selten würden sie auch überfahren oder von Jägern erschossen.
Lawo weiß aber auch: "Das Gerücht, dass es Tierfänger gibt, hält sich hartnäckig." Der Polizeibeamte P. aus Breisach am Rhein wusste von alldem nichts, als er im Frühjahr die Anzeige der Lehrerin auf den Tisch bekam. Er war noch nie mit Tierfängern befasst. Völlig unvoreingenommen stürzte er sich in die Ermittlungen. "Ich hab' nicht von vornherein gesagt: Das ist Humbug", sagt er. "Ich wäre der glücklichste Mensch, wenn ich so einen Tierfänger fassen würde." Also kontrollierte er weiße Lieferwagen und Listen von Nummernschildern, die ihm Tierschutzorganisationen zukommen ließen. Er roch sogar in die berüchtigten Eimer der Altkleiderhändler auf der Suche nach den behaupteten Sexuallockstoffen. Nichts. Gar nichts.

"Am ernüchterndsten für mich war", sagt P., "dass bei dem Thema eine Organisation von der anderen abschreibt." Jede dieser Organisationen stelle nur Behauptungen in den Raum. "Ich habe bislang von denen noch keinen einzigen Fakt bekommen", sagt er. Nach monatelangen Ermittlungen ist sich P. inzwischen sicher, dass die Geschichte von den Tierfängern vor allem eine "moderne Legende" sei, die dankbar von verschiedenen Personen aufgegriffen und weitergesponnen werde. Eine Legende, die die Polizei durchaus nervt, weil sie eigentlich Besseres zu tun hat, als Phantomen hinterherzujagen. Für den Beamten P. jedenfalls waren die Ermittlungen, im Nachhinein betrachtet, verlorene Zeit. "Wir haben einige Stunden investiert, die zur Aufklärung anderer Straftaten fehlen", sagt er. Sollte P. noch einmal eine solche Anzeige bekommen, wird er wohl keine Warnmeldung mehr herausgegeben.
"Das war ein Fehler von mir, ganz klar", sagt er heute. Wie sich herausgestellt habe, sei es so gewesen, dass die Lehrerin vor ihrer Klasse das Verschwinden ihrer Katze erwähnte und dabei wohl auch auf mögliche Tierfänger hinwies. "Dann ist anscheinend die Fantasie mit den Kindern durchgegangen", sagt P. Plötzlich gab es lauter kleine Augenzeugen, die einen bösen Mann im Lieferwagen gesehen haben wollten. Und diese Anzeige landete dann auf dem Tisch von P. "Die Ermittlungen laufen noch", sagt er sachlich. Allerdings sei das vorläufige Ergebnis ganz klar: "Wir konnten nichts davon nachweisen."


Quelle: content.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/1753275_0_2147_hunde-und-katzen
-die-legende-von-den-tierfaengern.html
30.04.2011 17:23
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